Der Leere Beutel
"Regensburg ist alt und neu zugleich" 1) Ohne Nahrung kein (Über-)Leben.Das älteste und wichtigste Grundnahrungsmittel war seit jeher Getreide. Ab etwa
Bei den im Mittelalter angebauten Getreidepflanzen handelt es sich durchwegs um sehr alte Kulturpflanzen, wobei weitgehend ungeklärt ist, welche Pflanzen vorwiegend kultiviert wurden. In Quellen finden sich nur unspezifische Bezeichnungen wie "granum" oder "Korn" für die dominierendste Getreideart. Bei der näheren Kennzeichnung gibt es Interpretationsprobleme, da Getreide hauptsächlich im Zusammenhang mit Abgaben erwähnt wird. Weizen war meist Einkorn, Emmer, Spelt/Spelz oder Dinkel. Roggen, der ursprünglich nur ein "Begleit-Unkraut" des Emmer gewesen war, entwickelte sich mit der Zeit zur bevorzugten Getreideart für Brot. Gerste, als zwei- und vierzeilige Sorte, war vor allem für die Bierbereitung von Bedeutung (Malz). Hafer wurde zur Bier- und Brotherstellung verwendet.
Durch den zunehmenden Bevölkerungsdruck gab es einen ersten Aufschwung des Anbaus im Der für die Städte so wichtige Getreidehandel unterlag besonderen Vorschriften, und wurde von den Kommunen reguliert. Spekulation ("Fürkauf") mit Korn war untersagt; es durfte nur auf Märkten unter freiem Himmel angeboten werden. Händlern wurden zeitliche Beschränkungen auferlegt, sie konnten erst kaufen, nachdem die normalen Bürger ihren Einkauf abgeschlossen hatten. Eben erworbenes Getreide auf demselben Markt weiterzuverkaufen war strengstens untersagt. Getreidemaße und der Transport von Korn wurden besonders kontrolliert und überwacht. Seit dem Spätmittelalter war der Getreidehandel ein nicht unerheblicher Wirtschaftsfaktor für die Städte 3). Wurden im Frühmittelalter noch alle Getreidearten zu Brot verbacken, setzen sich bald Roggen, Dinkel und Weizen als bevorzugte Sorten durch. Andere Beimischungen beschränkten sich auf Krisenzeiten 4). In Notjahren waren öffentliche Versorgungsmaßnahmen an der Tagesordnung. Für den Großteil der Bevölkerung allerdings blieb Brei aus Roggen, Gerste, Hafer und Buchweizen die Hauptnahrung. Helles und teueres Weizenbrot aßen lediglich 4% der Bevölkerung. Die ärmeren Schichten ernährten sich von dunklem und schwarzem Brot, oder auch Brotersatz ("Mehlmus") 5). Seit dem Hochmittelalter gab es Sonderformen aus besonders feinem Mehl: Semmeln, Brezeln, Wecken oder auch "Tellerbrote" als Speisenunterlage. Wegen der Haltbarkeit galt trockenes Ausbacken als besonderes Qualitätsmerkmal. Eine andere wichtige Rolle von Brot findet sich ebenfalls im Bezug zur Eucharistie und seiner Anwendung im Sakramentaliengebrauch ("Brotbrechen" für die Kommunion, Heiligenbrote, Allerseelenbrote). Große Achtung erfuhr Brot auch im täglichen Leben: Jeder Laib wurde vor dem Verzehr gesegnet.
Seit dem
In Regensburg gab es einmal monatlich Kontrollen bei den Bäckern. Das Brot wurde von der Stadtwache abgeholt, auf dem
Hansgrafenamt unter Zeugen gewogen, und auf seine Qualität geprüft. Stimmten Güte und Gewicht nicht, wurden die
betrügerischen Bäcker bestraft. Ab 1320 verhängte die Stadt keine Geldstrafen mehr, sondern ließ die
Bäcker "Schupfen nach altem Recht" (Bürgerstatut). Diese "Bäckertaufe" wurde in der
"Hülling" durchgeführt. Die Hülling war ein Zur Strafe wurden die Bäcker unter amtlicher Aufsicht mehrmals ins stark verschmutzte Wasser getaucht 7). Trotz des sozialen Aspektes der Brotversorgung wurde der Verbrauch steuerlich zunehmend durch städtische Ungelder auf Korn oder den Mahlvorgang belastet. Ähnlich der Getränkesteuer versuchte man dabei alle Bewohner zu erfassen, und klerikale Sonderrechte einzuschränken.
Im Getreidebrei, Mus aus Mehl, oder Brot waren nicht die einzigen veredelten Getreideprodukte, die angesichts des regelmäßigen Verbrauchs als Grundnahrungsmittel galten.
Bier gehörte im Mittelalter zur Hauptnahrung, ein jährlicher Konsum von Brauten die Bürger selbst, taten sie dies teilweise in Brauhäusern, die die Städte zur Verfügung stellten, oder sie mieteten sich die teueren, kupfernen Braupfannen von der Kommune. Ein privates Brauhaus zu beauftragen war die andere Möglichkeit den häuslichen Bierbedarf zu decken.
Die Städte produzierten in der Regel nur für den eigenen Verbrauch. Mit dem Wachstum der Bevölkerung nahm auch
die Anzahl der Brauer stetig zu. Wegen des hohen Bierbedarfs gab es in mittelalterlichen Städten oft
In Regensburg überwachte der Rat die Einhaltung der Bierbrauerordnung. Brauer, die schlechtes Bier herstellten, wurden scharf verwarnt und bei Wiederholung streng abgestraft. 1605 wurde als mangelhaft befundenes Bier öffentlich vernichtet. Die Fässer kamen vor das Rathaus, wo ihnen der Boden eingeschlagen wurde, und sich das Gebräu in den Vitusbach ergoss. Um die Qualität besser kontrollieren zu können, wurden von der Stadt zwei Bierkoster bestellt, die meist Braumeister oder "stadtbekannte Bierkenner" waren. Vor dem Ausschank musste die Behörde verständigt werden, damit jeder Sud auf seine Güte überprüft werden konnte. Der Ablauf der Bierprobe war streng reglementiert, und ein unangemeldeter Nachbesuch sollte sicherstellen, dass auch das Getränk der Probe in den Verkauf gelangte, und nicht minderwertigeres Bier. Allerdings waren die Bierkoster schlecht bezahlt, und so manche Zuwendung des Brauers könnte die Qualität des Bieres "verbessert" haben 11).
Bei großer Getreideknappheit wurde die Verarbeitung von Brotgetreide (z.B. Roggen) zu Bier von der Obrigkeit strikt eingeschränkt, oder ganz verboten 12). Berücksichtigt man die wichtige Rolle, die Getreide als Grundnahrung im mittelalterlichen Leben spielte, lässt sich auch nachvollziehen wie fundamental wichtig Vorsorge, und damit Bevorratung sein musste. Verständlich, dass die mittelalterlichen Städte selbst in schwierigen Zeiten viel Geld einsetzten, um Kornhäuser oder Getreidespeicher zu errichten und damit die Lebensgrundlage zu sichern. Getreidespeicher wie der Leere Beutel.
Zur Geschichte des Leeren BeutelDie Geschichte des Leeren Beutel reicht zurück bis ins Mittelalter, genauer, bis in die wirtschaftliche Blütezeit desDieses "neue Haus" dürfte allerdings nicht lange zuvor errichtet worden sein:
Im Zeitraum zwischen 1324 und 1340 wurde der Besitz der Familie aufgeteilt zwischen Ruger und Lentwein Dollinger.
Dabei wurde zwar das Wohnhaus, genannt "Steinsberg" (heute Die Dollingers betrieben zu dieser Zeit bereits regen Getreidehandel, was die Vermutung nahe legt, dass der "Leere Beutel" von Anfang an als Speichergebäude für Korn geplant war und auch so genutzt wurde. Einer der Brüder Dollinger sollte den bestehenden Weinhandel weiterführen, der andere "mit aalleichen wesen varen in den Stainsperg gein osten und schol da gewalt haben ein ze nehmen und ze handeln nach sinen trium alles unser getraide, das uns an eribet oder daz man uns gelten schol." Die frühesten Daten zum Leeren Beutel stammen aus Notizen in den städtischen Archivalien zum Jahr 1381 von Theodor Gemeiner. Hier wird der Gebäudeumfang und seine Lage genauer beschrieben: "das Eckhaus... gegen den Parfüßer Chor über mit Hoffstatt und dem Paumgarten" 15). Elspet Lengfelderin veräußerte den "Leeren Beutel" zwischenzeitlich an den mit ihr verwandten Stadtkämmerer Leopold Gumprecht. Der wiederum verkaufte ihn 1381 wieder an Christein Dollinger. Der damalige Kaufpreis ist nicht belegt. Es mag einem erstaunlich erscheinen, dass die Witwe ein solch stattliches Gebäude erwerben konnte. Überliefert ist, dass die Dollingers neben dem Goliathhaus in der Stadtmitte (schon vor 1364) unter anderem auch größeren Besitz in der Ostenvorstadt hatten und der verstorbene Friedrich Dollinger hier 1357 das hoch angesehene Amt des Wachtmeisters ausübte. Christein Dollinger war also eine durchaus vermögende Frau. Sie und ihr Sohn Friedrich besaßen miteinander neben dem Haus "Steinsberg" ein weiteres Gebäude in der Pauluserwacht, das Pürkelgut und bereits erwähntes Goliathhaus. Zudem konnte sie über verschiedene Einnahmen aus Zinsen verfügen und hatte bei der Stadt Geld zinsbringend angelegt.
Die nächste Generation nutzte den Leeren Beutel offensichtlich noch für den Getreidehandel. Nachweisen lässt sich dies durch
einen Liefervertrag von 1392. Die Regensburger Bauernfamilie Rab lieferte Friedrich Dollinger Sohn Das genaue Jahr in dem die Stadt diesen Kornspeicher übernommen hat, ist nicht überliefert.
Unter Umständen könnte das noch im Nach Berichten des Chronisten Christoph Siegmund Donauer ließ die Stadt 1613 Brot backen aus Getreide das der Rat schon 1444 gekauft hatte ("es war noch schön und wohlgeschmack"). Hätte diese Korn bereits im Leeren Beutel gelagert, so müsste die Stadt schon der Besitzer gewesen sein. Fehlende Belegungsvermerke zum Reichstag 1471 lassen zu diesem Zeitpunkt ebenso an städtische Nutzung denken.
Das alte Kornhaus der Stadt aus dem Da wiederholt Getreidesperren gegen die Stadt verhängt wurden, könnte dies Anlass für eine generelle Ausweitung von Vorsorgemaßnahmen gewesen sein. Der neu von der Stadt erworbene Komplex muss deshalb schon bald den Größenanforderungen nicht mehr genügt haben. 1596 kauft sie vom Ratsherrn Wolfgang Perger das östlich anschließende Bräuhaus mit Stadel (1400 Gulden), lässt die Gebäude abbrechen und baut 1597/98 einen weiteren Getreidespeicher.
Dazu berichtet die Bauamtschronik:
"E.H.E Rath haben im vorigen Jahr ein Bräuhaus neben Gmr, Stadt Treidt Casten, den Lernbeutel genannt, von Herrn Wolf
Perger, Bürger und des Inneren Raths allhier, um Die Bautätigkeit wurde auf einer geätzten und schön ausgeführten Solnhofener Kalksandstein-Platte festgehalten. Diese Tafel ist das schönste Werk Andreas Pleningers 18). Auffällig ist, dass zwar die Namen der wichtigsten Handwerksmeister (Georg Lipp, Zimmermann; Michael Dietlmaier, Steinmetz; Kaspar Fürholzer, Mauerer) aufgeführt sind, ein ausführender Baumeister aber nicht erwähnt wird. Die Wahl des Standortes in der Regensburger Ostenvorstadt dürfte ganz pragmatische Gründe gehabt haben. Zum einen befand sich der Vorläufer des Baus bereits hier vor Ort, und die Möglichkeit ein weiteres und größeres Gebäude zu errichten war problemlos gegeben. Allerdings war die Errichtung eines solchen Großprojektes außerhalb des Stadtzentrums nicht allein abhängig von den Platzverhältnissen. Die günstige Lage in der dünner besiedelten Vorstadt bot unter anderem auch besseren Schutz und größere Sicherheit bei Bränden. Geringster Funkenflug hätte in der Enge der Innenstadtgassen eine verheerende Katastrophe auslösen können, und durch vernichtete Vorräte die Stadt am empfindlichen Lebensnerv treffen können. Fuhrwerke von außerhalb mussten sich nicht durch enge Gassen den Weg in die innere Stadt suchen, wobei die großzügigeren vorstädtischen Raumverhältnisse sicher auch Ladetätigkeiten begünstigten. Die Nähe zu den entsprechenden Märkten (hier der "Kornpühel" am Klarenanger) dürfte mit Sicherheit die Standortwahl unterstützt haben. Der genauere Grund für den Neubau kann nur vermutet werden. Politische Spannungen, ausgelöst durch die Konfessionsspaltung, könnten eine bedeutende Rolle gespielt haben, an eine bessere Absicherung der Stadt zu denken. Mehrere Städte im süddeutschen Raum "investierten" in neue Getreidespeicher (Dinkelsbühl, Nördlingen, Ulm, Stuttgart). Die doch recht stattlich ausgeführten Bauten weisen aber auch darauf hin, dass die Kommunen mit diesen Gebäuden repräsentieren wollten. All diese Gründe mögen für Regensburg ebenso zutreffend gewesen sein. Tatsächlich war es aber eine schwierige Daueraufgabe sich gegen Missernten und kriegerische Ereignisse abzusichern 19).
Dazu kam nun regelmäßig ein zusätzliches Versorgungsproblem: Seit 1594 wurden die Reichsversammlungen fast ausnahmslos
nach Regensburg ausgeschrieben, insgesamt fanden seit Ende der
1606/07 ließ der Rat der Stadt den alten Dollingerschen Kornspeicher (genannt Leerer Beutel) abbrechen. Er verfügte einen
Neubau, der mit dem bereits bestehenden und zu klein gewordenen städtischen Speicher zu einem großen Gebäudekomplex
vereint werden sollte. Die Bauamtschronik vermerkt für diesen zweiten Bauabschnitt Kosten von
Damit besaß die Reichsstadt nun ein stattliches und großzügig angelegtes Vorratsgebäude, dessen Erscheinungsbild
stark mittelalterlich geprägt war. Der neue Getreidespeicher war als nüchterner Zweckbau ausgeführt worden und wies wenig
künstlerische oder ästhetische Ausprägung auf. Für die wirtschaftlich doch sehr geschwächte Stadt wäre der
finanzielle Aufwand zu groß gewesen einen etablierten Baumeister von außerhalb zu beauftragen. Vielleicht hat man sich an
anderen bekannten Bauwerken der Zeit orientiert, z.B. Beheims d.Ä. Korn-Haus in Nürnberg, gebaut von Eine weitere Möglichkeit wäre die ganz profane Anpassung des Neubaus an die Gestalt des älteren Speichers. Die Anlehnung an den früheren Baustil wäre damit keine modische Zeiterscheinung, um vergangene mittelalterliche Bauformen wieder aufzugreifen, sondern lediglich die Angleichung an bereits bestehende Architektur. Tatsächlich wurden auch ältere Baubestände direkt in den neu zu errichtenden Komplex integriert. Funde zeigten dies bei der Sanierung: So entdeckte man die leicht verkantete Westmauer des mittelalterlichen "Steinsberg" (mit romanischem Plattenfenster) bis zur Höhe des ersten Geschosses einbezogen in die Ostmauer. Die Westmauer des 1596 abgebrochenen Bräuhauses ist die heutige Mittelwand zwischen Ost- und Westteilen, und von 1597/98 stammen die unteren Teile des westlichen Abschlusses.
Die Größe des schlichten Komplexes war für damalige Zeit beachtlich, und erstreckt sich in der Länge auf
Das Mauerwerk bestand aus verputzten Bruchsteinen mit starker Eckverquaderung. Kleine, gefaste, vergitterte Rechteckfenster, eingefasst mit Grünsandstein brachten Licht, die Eingänge waren spitzbogig. Das flächige Dach war mit reihenweise angeordneten Schleppgauben in vier Geschosse gegliedert. Trotz größter Sparsamkeit beim Bau ließ der Rat unter den Giebelansätzen Figurenkonsolen aus Grünsandstein anbringen. Drei Ecken wurden mit wappentragenden Engeln ausgeschmückt: Im Südwesten ein kniender Engel mit Wappenschild und Reichswappen, im Nordwesten und Südosten je eine Halbfigur mit Schlüsselwappen. Mit dem Stadtwappen war der Speicher als kommunales Gebäude ausgewiesen. Heute sind die Konsolen in stark verwittertem Zustand, lediglich die Figur im Südwesten ist noch leidlich erhalten. Mit Sicherheit kann man annehmen, dass sowohl die Grundkonzeption des Gebäudes als auch die Bauplastik vom Steinmetz Michael Dietlmaier stammen. Durch sein Steinmetzzeichen im Schluss-Stein des spitzbogigen Eingangs, und die stilgleiche Figur an der Ecke des Reichssaal-Baus von 1611 dürfte dies eindeutig belegt sein. Im Inneren des Baus sind sieben Geschosse untergebracht. Es besteht aus einer dreischiffig gegliederten Stützenkonstruktion mit imposanten Längsunterzügen und aufliegenden Deckenbalken. Der untere Teil ist in drei Geschosse aufgegliedert, im riesigen Kehlbalken-Dachstuhl liegen vier weitere Geschosse. An der Südseite des Dachstuhls befindet sich eine Ladegaube, an der Westseite wurde mittels eines Aufzugsbalken befüllt. Die gesamte Tragekonstruktion besteht aus Holz, lediglich die Pfeiler der beiden unteren Geschosse sind aus Sandstein. Am Aufbau des Stützensystems erkennt man den Unterschied zwischen älterem und neuem, angefügtem Gebäudeteil am deutlichsten: Im älteren, östlichen Teil sind die etwas weiteren Abstände durch Zwischenstützen halbiert, die Hauptpfeiler stärker dimensioniert. Weitausladende Sattelhölzer stützen die Unterzüge ab. Im jüngeren, westlichen Teil entsprechen die oberen Holzpfeiler der Stellung der steinernen Erdgeschosspfeiler. Die leichte Verringerung der Pfeilerabstände und die engere Lage der Deckenbalken brachte eine Verbesserung der statischen Verhältnisse. Zusätzlich wurden die Sattelhölzer hier auf das statisch erforderliche Maß verkürzt. Es ist anzunehmen, dass die statischen Erfahrungen mit dem älteren Bauteil Einfluss auf die architektonische Ausführung des jüngeren Teils hatten.
Im Inneren wird der "moderne" Aspekt des
Im Laufe der Jahrhunderte hat der Leere Beutel wenig größere Veränderung erfahren. Die Bauamtschronik hat im 17. und
Die mehrmalige Auswechslung von Hauptpfeilern im zweiten Obergeschoss in den Jahren 1661, 1664, 1732 und 1737 findet wieder
Erwähnung in der Chronik. 1737 werden die Holzpfeiler auch mit Brettern eingefasst und verblendet, wohl um das Getreide
höher (bis
Mit ihren Vorsorgemaßnahmen hatte die Reichsstadt äußerst klug gehandelt. Das 17. und
So hatte Regensburg im Dreißigjährigen Krieg eine wichtige strategische Position für Operationen im Raum Böhmen,
Österreich, Bayern. Die Kriegsnöte belasteten daher die Stadt mit schlimmsten Opfern: In den Jahren
Der Dom und
Und immer wieder wurden Getreidesperren verhängt, wie z.B. 1692. Teuerungen und getreidearme Notzeiten wurden auf "Denksteinen" festgehalten. Die Namen des Direktors und anderer Angehöriger des "Ungeldamtes", sowie die aktuellen Preise für verschiedene Getreide waren darauf vermerkt.
Sechs teilweise großformatige Steinplatten stammen aus den Jahren 1636, 1643, 1666, 1713, 1745 und 1770/72. Drei dieser Platten (von 1666, 1713, und 1745) enthalten auch Gedichte. Besondere Aufmerksamkeit verdient hier die Tafel von Johann Carl Patricius von 1745. Neben Vergoldungen und Bemalung besticht sie durch ihr hervorragendes Schriftbild. Angebracht waren sie ursprünglich im ersten Obergeschoss, an der Ost- und Westseite der Mittelmauer, also in der Nähe der ehemaligen Treppe. Nach zwischenzeitlichem Aufenthalt im Alten Rathaus befinden sich die Denksteine jetzt im Museum der Stadt Regensburg 28).
(Be-)Deutung des Namens "Leerer Beutel"Die Herkunft des Namens Leerer Beutel ist ungeklärt. Dabei bieten sich verschiedene Ansätze die Herkunft abzuleiten:
Leerer Beutel könnte sich auch als Hausname eingeführt haben, von der Dativform her, wie z.B. in den Wachtverzeichnissen: "domus im laernpewtel". Möglicherweise ist die Übertragung vom Namen des Hauseigentümers hier jedoch nicht möglich, da Familien mit entsprechendem Namen nicht nachweisbar sind. Dagegen ist der Name "Lernbecher" in Regensburg und Straubing nachweisbar.
Wahrscheinlicher ist aber, dass der Name als imperativistisches Satzwort zu verstehen ist, und damit eigentlich
Die Befehlform trifft man häufiger an, so bei Orten ("Scheuchenberg"), Schreibnamen ("Scheibenzuber", "Schwingenschlegel" "Schlagintweit") oder auch in didaktischer oder komischer Literatur. So heißen die bösen Gesellen des "Helmbrecht" (nach 1237) z.B. "Slickenwider" (der Widder schluckt), "Rütelschrin" (der an Türen und Schränken rüttelt), "Müschenkelch" (der Kelche zerschlägt). Er selbst nennt sich "Slintezgeu" (Verschling das Land). Im "Renner" des Hugo von Trimberg (gest. 1355), eines der meistgelesensten Bücher des späten Mittelalters, schreibt er "Lêrenbiutel und Füllensac/Pflegent des hofes naht und tac". Wenn der Speicher der Familie Dollinger also "leere-den-Beutel" hieß, kam dies vom "Entleeren", das man hier vollzog.
Welcher "Beutel" damit gemeint war, ist damit aber nicht geklärt. Getreide- oder Mehlsäcke bieten sich im
Zusammenhang an, oder der "Geld-Beutel" der Kunden beim Verkauf von
Korn 29). Vielleicht leerten die Bauern dort die Säcke mit
Ware (für einen geringen Preis) oder man verkaufte das Korn zu überhöhten Preisen, die den Geldbeutel des
Kunden leerten, und dieser Leitspruch übertrug sich als Bezeichnung für das
Gebäude 30). Der imperativistische Sinn ging wohl im Laufe
des 15. und
Im "... Anders als 1866 brachte man die Truppe aber nicht bei den Quartierpflichtigen unter, sondern baute den Salzstadel, den Weinstadel, den Leeren Beutel und die Porzellanfabrik zu Hilfskasernen um..." 32)
Kontakt
Leitung
Bildnachweis
Fußnoten |