Das Thon-Dittmer-Palais

Freiherrn - Fibeln - Feuerlöscher

Die Erfolgsstory geht in die nächste Runde. Nach Dollingersaal und Salzstadel präsentieren wir im Adressbuch 2002/2003 nun das altehrwürdige Thon-Dittmer-Palais. Die astreine Alliteration in der Einführung verdeutlicht nur zu gut die bewegte Geschichte dieses erhabenen Patrizierhauses.

Erster Teil: Freiherrn

Freiherr,
ursprünglich dem Geburtsstand des mittelalterlichen Freien Herren entsprechend, später die Adelsbezeichnung für die durch kaiserliche oder landesfürstliche Diplom (=Briefadel) in den (Reichs-) Freiherrenstand Erhobenen; Freiherr bezeichnet seitdem eine Stufe des niederen Adels, im Rang hinter dem Grafen. Dem Freiherr entspricht der Titel Baron. (*1)

Georg Friedrich von Dittmer (1727-1811), Gemälde von Friedrich Gottfried Neumann, 1791 (Museen der Stadt Regensburg)
Wenn man sich auf dem Haidplatz befindet und grob nach Norden blickt - soweit das überhaupt möglich ist - bleibt der Blick automatisch an einem äußerlich im neoklassizistischen Stil gehaltenen mächtigen Gebäudekomplex haften. Gewaltige Säulen tragen den imposanten Balkon. Und doch, dieses Ensemble, genau so muss man es nennen, ist doch schon ein paar Tage älter.

Der uns heute bekannte Komplex des Palais war so jedoch nicht immer präsent, vielmehr entstand er durch die Neugestaltung zweier eigenständiger mittelalterlicher Gebäude. (*2) Auf der westlichen Seite fand man zum einen des Patrizierhaus der mächtigen Familie Auer, auf der östlichen Seite zum anderen stand zur Baumhackergasse hin das sogenannte Allkofer'sche Haus. (*3)

Beide Häuser wurden durch namhafte Familien bewohnt. Waren es im Westen die Familien Auer, Frumold, Graner, Schwäbl und Erlbeck, so fand man im Osten die Namen Hetzer, Agricola und Allkofer. (*4)

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts nun begann die Ära Thon - Dittmer. 1781 war es Georg Friedrich Edler von Dittmer (1727-1811), bairischer Hofkammerrat, Hofbankier, Kauf- und Handelsherr in Regensburg, (*5) der den - noch eigenständigen - westlichen Gebäudetrakt von den Erben der Familie Erlbeck erwarb.

Die Bedeutung dieses Mannes für Regensburg zu beschreiben, sprengt in diesem Zusammenhang alle räumlichen Möglichkeiten, und daher wollen wir uns auch nur mit der Historischen Übersicht des nach der Familie Dittmer benannten Palais beschäftigen.

Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die beiden Gebäudetrakte im Auftrag des prosperierenden Familienunternehmens der Freiherren Mantey-Dittmer und Thon-Dittmer - beide waren Schwiegersöhne von Georg Friedrich von Dittmer - vereinigt und zum mächtigen Stadtpalais ausgebaut. Mit der Bauleitung wurde Baumeister Emanuel d'Herigoyen betraut. In dieser Zeit erhielt unser Ensemble auch die charakteristische klassizistische Fassade zum Haidplatz hin. (*6)

Mit der Abtretung seiner Geschäftsanteile an seinen Schwager von Thon-Dittmer durch von Mantey-Dittmer, hieß nun das Haus auch Thon-Dittmer-Palais und war bis zum Jahre 1856 Familieneigentum. Dann ging das Gebäude in den Besitz der Stadt über. (*7) Über die weiteren Nutzungen, die das Palais seither erleben durfte, erfahren wir etwas in den weiteren Kapiteln.

Ansicht Thon-Dittmer-Palais um 1840. Stahlstich von Emil Höfer

Zweiter Teil: Fibeln

Fibel,
Leselernbuch, im übertr. Sinn auch Lernbuch zur elementaren Einführung in andere Sachbereiche (Rechenfibel, Verkehrsfibel u.a.). Die älteste erhaltene handschriftlich Fibel, stammt von 1477 und folgt der Buchstabiermethode. (*8)

Georg Kerschensteiner, nach einer Kohlezeichnung von Gewerbestudienrat Sepp Hetzenecker (Jahresbericht 1963)
Im Jahr 1864 erging ein Befehl des Staatsministeriums des Handels und der öffentlichen Arbeiten, gewerbliche Fortbildungsschulen einzurichten. In Regensburg wurde 1893 eine Schule für Fachausbildung gegründet, der Kreisgewerbeschule angegliedert, bereits 1903 wieder als selbständige Schule erklärt. (*9)

Geboren war die "Fortbildungsschule mit beruflicher Gliederung und Pflichtbesuch". Zuvor war die Sonn- und Feiertagsschule bereits aufgehoben worden. Das Modell des Münchner Stadtschulrates Georg Kerschensteiner war vollzogen. Die Fortbildungsschule zog 1903 mit 984 Schülern in das Thon-Dittmer-Palais am Haidpiatz ein. Es wurden 13 Berufsgruppen mit 28 Klassen gebildet.

Im Jahre 1953 drohte unser Palais mit nunmehr 4000 Schülern aus allen Nähten zu platzen. Die Enge und der bauliche Zustand des Gebäudes machten einen Neubau der Schule unumgänglich. 1965 begann der Schulbetrieb in der Kerschensteiner Berufsschule.

 

Überfüllte Berufsschulklassenzimmer

Entwicklung der Regensburger Berufsschulen

Dritter Teil: Feuerlöscher

Feuerlöscher,
von Hand tragbare Feuerlöschgeräte (bis 20 kg Einsatzgewicht) zur Bekämpfung von Entstehungsbränden. (*10)

Das Feuerlöschwesen in der Stadt Regensburg kann mittlerweile auf stolze 144 Jahre zurückblicken. 144 Jahre, die die Wehren in ständiger Bereitschaft zur Bekämpfung von Not und Gefahr verbrachten. 144 Jahre halfen die Einsatzkräfte bei Feuer und sonstigen Unglücksfällen und sehr viele, die sich freiwillig in den Dienst der Gesellschaft stellten, haben dabei ihr Leben verloren. Ihrer gedenken wir in steter Ehrfurcht.

Im Mai 1860 begann die Herstellung der Feuerwehrgewölbe im Thon-Dittmer-Palais und die Einrichtung einer ständigen Feuerwache. Aus Platzmangel blieben bis zum Jahr 1922 viele Löschgeräte im Alten Rathaus untergestellt. Auch später musste die Feuerwehr Fahrzeuge außerhalb der angestammten Feuerwache in separat angemieteten Räumen unterstellen. (*11) Ab 1917 hatte die Feuerwache auch mehrere Räume an die städtische Berufsschule abzutreten.

größere Version des Aufrufs

Platzmangel war das große Stichwort im Gebäude. Nicht nur die Gerätschaften waren teilweise woanders untergebracht, auch der tägliche Dienstbetrieb brachte so seine Schwierigkeiten. Wurde die Wehr zum Einsatz gerufen, mussten gleich einige Straßenzüge für den Allgemeinverkehr gesperrt werden.

Am 01.06.1927 wurde die Berufsfeuerwehr der Stadt Regensburg gegründet, übernahm die Feuerwache am Haidpiatz und auch teilweise die Gerätschaften der Freiwilligen Feuerwehr.

Die Kriegsjahre von 1939-1945 waren für Freiwillige- und Berufsfeuerwehr die größte Belastung in ihrer Geschichte. Jeder Fliegeralarm hatte ein Ausrücken zur Folge - wenn auch teilweise vorsorglich. Die Hauptfeuerwache im Thon-Dittmer-Palais mitten in der Altstadt hätte leicht zur tödlichen Falle für Feuerwehr und Stadt werden können. Man munkelte sogar: "Wenn's im Thon-Dittmer-Haus mal richtig brennt, verbrennt die Feuerwehr mit!" Die Feuerwehr verteilte ihre Fahrzeuge auf die äußeren Stadtteile und rückte bei Alarm sternförmig auf die Brandobjekte zu. (*12)

Am 13. April 1965 hatte die Platznot für die Feuerwehr endlich ein Ende. Sie konnte das neu errichtete Gebäude in der Greflingerstraße beziehen.

Sonntagswache im Jahre 1912 mit Kommandant Wiedemann 1. Automobiler Löschzug im Jahre 1922

Vierter Teil: Deutsch-Amerikanisches Institut

Amerika:
(Nach Amerigo -> Vespucci), die beiden Erdteile Nordamerika und Südamerika, die als "Neue Welt" der Alten Welt gegenübergestellt werden und durch die Land- und Inselbrücke Mittelamerika miteinander verbunden werden. (*13)

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr unser Palais eine grundlegende Veränderung. Schritt für Schritt wurde es zu einem Kulturhaus umgebaut. Einen wichtigen Anteil daran hatte 1955 die Gründung des Deutsch-Amerikanischen-Instituts, das bis zum Jahre 1999 als Verein existierte.

Unzählige Veranstaltungen im Hause, eine umfassende englischsprachige Bibliothek und eine kompetente Beratung zeugen von der bedeutungsvollen deutsch-amerikanischen Partnerschaft, die in Regensburg demonstriert wurde und wird.

Ausschnitt aus dem "Regensburger Tagesanzeiger"

Die Direktorinnen und Direktoren des Deutsch-Amerikanischen-Institutes im Überblick

1946 Mr. Leo Fraenkel 1955/61 Miss Sofie Barnard
1949/50 Miss Rosenfeld 1962/65 Dr. Osborn Swallwood
1950 Mr. Sears 1966/85 Dr. Walter Boll
1951 Mr. Dietz 1985/92 Dr. Bernd Meyer
1952/55 Mr. James Barker 1992/99 Dr. Egon Greipl
1955 Mr. Robert B. Warner 1999 Hr. Klemens Unger

Fünfter Teil: Heutige Nutzung

Heute dient das Thon-Dittmer-Palais in erster Linie dem Kulturreferat als Domizil. Kulturamt, Volkshochschule und Stadtbücherei sind hier beheimatet. Mit der Spielstätte "Theater am Haidpiatz" ist auch das Theater Regensburg vertreten. Darüber hinaus finden wir noch die Kontaktgruppe Behinderter und Nichtbehinderter im Gebäude.

Innenhof mit Veranstaltung "Temptations"

Für Veranstaltungen stehen das Auditorium mit 198 Sitzplätzen sowie zwei kleinere Konferenzräume zur Verfügung. Hier können Konzerte, Vorträge oder Diskussionen durchgeführt werden. Aber auch für Kongresse oder Tagungen eignet sich das Raumensemble hervorragend. Umfangreiche Tagungstechnik ist selbstverständlich. Ein besonderer Vorteil ist der Umstand, dass sich das Büro des Saalmanagements ebenfalls im Gebäude befindet.

Vergessen dürfen wir keinesfalls den zauberhaften Innenhof, der durch sein bestechendes Ambiente jeder Open-Air-Veranstaltung ein besonderes Flair verleiht.

Für Ausstellungen bieten Sigismundkapelle und Säulenhalle die besten Voraussetzungen.

links: Plan des Innenhofes; rechts: Plan mit Auditorium und Konferenzräumen

qm Höhe Bestuhlung Bewirtung
parl. U-Form Reihen
Säulenhalle 160 4 m - - - frei
Innenhof 500 - - - 400 frei
Auditorium 150 6 m 150 100 198 frei
Konferenzraum 1 65 2,9 m 35 25 50 frei
Konferenzraum 2 40 2,5 m 25 20 40 frei

Zentrales Saalmanagement der Stadt Regensburg
Haidplatz 8 (Zi. 202)
93047 Regensburg

Leitung:
Bernhard Kunz
Tel.: (0941) 507-1415
Mobil: (0171) 8666959
Doris Krabler
Tel.: (0941) 507-1416

Fax: (0941) 507-1919
E-Mail: kunz.bernhard@regensburg.de
Internet: www.regensburg.de/saalmanagement

Fußnoten

(*1) vgl. Brockhaus Enzyklopädie 1968, Band 6, Seite 570hoch
(*2) vgl. Regensburg Almanach 74, Walhalla und Praetoria Verlag, Seite 105hoch
(*3) vgl. Bauer, Regensburg, Mittelbayerische Druck- und Verlags-Gesellschaft, 1997, Seite 277hoch
(*4) vgl. Bauer, a.a.O., Seite 276hoch
(*5) vgl. Bauer, a.a.O., Seite 276 fhoch
(*6) vgl. Bauer, a.a.O., Seite 279hoch
(*7) vgl. Bauer, a.a.O., Seite 279hoch
(*8) vgl. Brockhaus Enzyklopädie 1968, Band 6, Seite 218hoch
(*9) vgl. Festl, Aus der Entwicklung des Schulwesens in Regensburghoch
(*10) vgl. Brockhaus Enzyklopädie 1997, Band 7, Seite 260hoch
(*11) vgl. 125 Jahre Freiwillige Feuerwehr der Stadt Regensburg, Seite 41hoch
(*12) vgl. 125 Jahre Freiwillige Feuerwehr der Stadt Regensburg, Seite 79hoch
(*13) vgl. Brockhaus Enzyklopädie 1996, Band 1, Seite 498 fhoch